Geschichte des Ortsteil Fessenheim
 

Blick aus Westen auf Fessenheim
Fessenheim war vermutlich ursprünglich eine Alemannensiedlung (nach 260 n. Chr.). Sein Name geht wahrscheinlich auf einen fränkischen Edelmann namens Vezo zurück, der im nahe gelegenen Königshof Deiningen zum Herrn der noch bestehenden alemannischen Siedlung bestellt worden war. Im Zuge der Missionierung durch die Franken und der Festigung des Glaubens durch iro-schottische Mönche breitete sich im Ries der christliche Glaube im Laufe des siebten Jahrhunderts aus. Im Jahre 760 gingen einige Güter in den Besitz des Klosters Fulda über. Im 12. Jahrhundert hatte das Augsburger Kloster St. Ulrich und Afra ein Feldgut, während andere Ländereien die Grafen von Oettingen innehatten. Einige Anwesen gehörten zum Kloster Kaisheim.

Der zur lutherischen Lehre übergetretene Graf Ludwig XV von Oettingen führte 1539 auf einer Versammlung seiner Pfarrer in Alerheim die Reformation in seinem Herrschaftsgebiet ein. Kaiser Karl V vertrieb im Schmalkaldischen Krieg 1546 die Lutheraner und ließ Graf Ludwig XV ins Gefängnis bringen. Nach der Rückkehr des Grafen blieb Fessenheim lutherisch. Als Ergebnis des 30-jährigen Kriegs und einer Gegenreformation in Österreich kamen immer mehr Evangelische vor allem aus dem Salzburger Land ins Ries und auch nach Fessenheim. Einige neue Dorfbewohner kamen auch aus Bayern und der Oberpfalz.

Im Jahr 1762 wurde der Oettinger Buß- und Bettag eingeführt. In jenen Jahren wurde durch Blitzschlag fast das ganze Dorf eingeäschert. 1765 gehörte Fessenheim mit 40 Untertanen zum oettingischen Oberamt Alerheim. Sechs Höfe waren noch kaisheimisch, ein Hof brandenburgisch-ansbachisch und ein Söldner nördlingisch. Durch die französischen Eroberungen kamen deren Truppen in den Jahren 1796 bis 1806 ins Ries. Einmal hatte Fessenheim die Franzosen für 196 Tage im Quartier gehabt. Die fürstlich wallensteinische Herrschaft fiel gemäß den Plänen Napoleon I dem Königreich Bayern zu. 1849 wurde den Bauern die Pflicht zu Hand- und Spanndiensten für die fürstliche Herrschaft erlassen.

Im Jahre 1903 wurde die Bahnstrecke Nördlingen-Wemding mit dem Bahnhof Fessenheim erbaut. Wenn auch Fessenheim nicht direkt in die Kriegshandlungen verwickelt war, hatte man elf junge Männer als Opfer des ersten Weltkriegs (1914-1918) zu beklagen. Der zweite Weltkrieg (1939-1945) bedeutete für 27 Fessenheimer Soldaten den Tod, 17 weitere wurden vermisst. Im April 1945 haben deutsche Truppen bei ihrem Rückzug die Fessenheimer Wörnitzbrücke gesprengt. Die nach dem Krieg erstellte Behelfsbrücke wurde 1953 durch eine Spannbetonbrücke ersetzt.

 

Muttenauhof

Blick aus Südosten auf den Muttenauhof
Der einstmals mit Schäferei und Schweizerei ausgestattete Einsiedlerhof östlich von Fessenheim zahlte lange Zeit den großen Zehnten nach Kaisheim und den kleinen Zehnten nach Fessenheim, zu deren Pfarrei der Hof auch zählte. Erstmals ist ein Besitzwechsel vom Grafen von Truhendingen an das Kloster Heidenheim anno 1308 nachweisbar. Fast zwei Jahrhunderte lang bis 1974 war das fürstliche Haus Wallerstein im Besitz dieses Hofes gewesen. Zur jetzigen Jahrtausendwende zählt der Muttenauhof zu den letzten landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieben in Fessenheim.

 


Anmerkung: Eine ausführlichere Beschreibung zur Ortsgeschichte ist nachzulesen in Wilhelm Hermann, Unser Dorf im Wandel der Zeit (Die Chronik von Fessenheim) aus dem Jahr 2001, erhältlich bei der Gemeinde Wechingen.